Ludwig Grote, 1926
© Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, DKA, NL Grote, Ludwig, AMK 28.
In seiner Einleitung im Katalog der ersten, fünf Jahre später stattfindenden documenta ging Werner Haftmann explizit noch einmal auf Grotes Bauhaus-Schau ein. Er diskutierte ihren Ansatz, sich auf ein klar abgegrenztes Thema innerhalb der deutschen Kunst zu beschränken, als eine mögliche Alternative zu dem der documenta, um dann aber deren internationale und auf einen breiten Überblick angelegte Perspektive als das der Zeit und den Umständen angemessenere Ausstellungskonzept darzustellen.
Der Kunsthistoriker Ludwig Grote wurde im Jahr 1924 Anhaltischer Landeskonservator in Dessau. In diesem Amt oblag ihm die allgemeine Kunst- und Denkmalpflege und die Zuständigkeit für den traditionsreichen Anhaltischen Kunstverein. Ein Jahr später wurde er außerdem Berater von Oberbürgermeister Fritz Hesse, in dessen Auftrag er die Überführung des Bauhauses Weimar nach Dessau verhandelte.
Eine weitere Aufgabe übernahm er 1927, als er im Nebenamt zum Direktor der von ihm gegründeten Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau bestellt wurde, die im dortigen Palais Reina untergebracht wurde. Grote bezog bei der Modernisierung des klassizistischen Gebäudes Bauhaus-Künstler mit ein, so war etwa Hinnerk Scheper verantwortlich für die Farbgestaltung. Für die Sammlungen der altdeutschen und niederländischen Malerei richtete Grote im Palais Reina ein auf neuesten Methoden der Präsentation basierendes Kunstmuseum ein, erweiterte die Bestände um Kunst der Moderne und ermöglichte Bauhaus-Künstlern, dort ihre Werke zu zeigen. Kunstpräsentation bedeutete für Grote Bildungsarbeit und eine Rückführung der Allgemeinheit zur bildenden Kunst.
Sein gutes Verhältnis zum Bauhaus wurde ihm von den Nationalsozialisten als „Kulturbolschewismus“ vorgeworfen und führte 1933 zu seiner Versetzung in den Ruhestand. In den folgenden Jahren lebte er in Berlin und München, wo er als Privatgelehrter, Publizist, Berater für Restaurierungsfirmen und im Kunsthandel tätig war. Nach seinen Erfolgen als Ausstellungsmacher war er 1951 bis 1962 "Erster Direktor" (ab 1958 Generaldirektor) des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Den Wiederaufbau des Museums verwirklichte er zusammen mit dem Architekten Sep Ruf im Geiste des internationalen Stils des Bauhauses.