Mit der Niederlage des Deutschen Kaiserreichs 1918 und der folgenden Wirtschaftskrise wurden viele Kunstakademien gezwungen, sich nicht mehr nur um die exklusiven Gattungen der freien Kunst – Malerei und Bildhauerei – zu kümmern. Die Ausbildung im volkswirtschaftlich wichtigeren Kunstgewerbe wurde protegiert. So forcierte man die Zusammenlegung von Kunstakademien und Kunstgewerbeschulen. Damit wollte der neue Staat zum einen Geld einsparen, zum anderen eine größere Flexibilität und ein höheres Niveau bei den inzwischen längst industrialisierten Gestaltungsaufgaben erreichen. Diese Zwangsvereinigung gelang in einigen Städten, so in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Karlsruhe und Weimar, nicht aber in Kassel.
Hier hatten sich Schüler 1920 in einem Protestschreiben erfolgreich dem Aufruf zur Zusammenlegung von Kunstakademie und Kunstgewerbeschule zu einer Einheitskunstschule widersetzt 5/9. Allerdings blieb das Anliegen des preußischen Kultusministeriums bestehen, die Fächer Architektur und Kunstgewerbe auch an der Kunstakademie anzusiedeln. Zu diesem Zweck setzte es 1923 einen neuen Direktor ein: den Architekten Hans Soeder