documenta
archiv
#g
Martin Groh

Die göppinger galerie in Frankfurt

Neun Jahre existierte die göppinger galerie in Frankfurt und zeigte in diesen wenigen Jahren ein Kaleidoskop an Ausstellungen zur bildenden und angewandten Kunst, zur Musik, zum Theater, zur Fotografie, zum Design und zu vielen anderen Themen.

Hauptantriebskraft dieses Unterfangens war Arnold Bode. Er setzte viele seiner Vorstellungen, die er in Kassel im Rahmen der documenta nicht verwirklichen konnte, in der Frankfurter Galerie in die Tat um, darunter auch eine Ausstellung über das Bauhaus.

Die göppinger galerie – kurz gg genannt – war im Frühjahr 1956 vom Inhaber der Göppinger Kaliko- und Kunstleder-Werke GmbH, Dr. Herbert Müller, gegründet worden. Sie befand sich in einem im selben Jahr erbauten Bürogebäude in der Berliner Straße 27 in Frankfurt am Main. Die Kaliko-Werke gehörten zu den wichtigsten Sponsoren der ersten documenta 1955. Das Unternehmen hatte dort die als „göppinger plastics“ bezeichneten und von Arnold Bode großzügig als Wand- und Fensterbehänge und Raumteiler verwendeten Plastikfolien gespendet.


Die 300 qm Ausstellungsfläche der gg waren ursprünglich für die Präsentation sowohl der Produktpalette der Kaliko-Werke als auch der anderen Firmen gedacht.

mehr über die documenta 1
Index: Organisationen
mehr über Arnold Bode
Index: Personen

Aber nur die beiden ersten Ausstellungen dienten diesem Zweck. Als nach einiger Zeit die finanzielle Belastung für das Unternehmen aus Göppingen zu groß wurde, gründete man eine Ausstellungs-GmbH unter Beteiligung von drei weiteren Finanziers (Auto Union AG, Deutsche Olivetti AG, Adolf- und Luisa-Haeuser-Stiftung in Frankfurt am Main).Bis zum Herbst 1964 wurden insgesamt 33 Ausstellungen gezeigt, wobei mit 28 Schauen der Löwenanteil von Arnold Bode kuratiert und gestaltet wurde. Unter den vier Sparten Neue Kunst, Alte Kunst, Foto und Design blätterten er und seine jeweiligen Ausstellungspartner eine ganze Palette von Themen aus allen Bereichen der bildenden und angewandten Kunst, aber auch der Musik und des Theaters auf und machten die gg national und international bekannt.

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Idee – Form – Zweck – Zeit“, 1964
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Teo Otto“, 1960
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Thorlichen fotografiert Argentinien“, 1958
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Fritz Winter“, 1959
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Otto Steinert und Schüler“, 1962
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Masken“, 1960
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „6 Jahrtausende Geräte, Gefäße“, 1961
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Australische Urkunst“, 1959  
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Malerei – Plastik – Grafik, Stipendiaten des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. stellen aus“, 1958
© documenta archiv

Cover des Begleithefts zur Ausstellung „Kinderzeichnungen“, 1956
© documenta archiv

So organisierte Bode im letzten Jahr der gg unter dem Titel „Idee – Form – Zweck – Zeit“ auch eine große Überblickausstellung über das Bauhaus. Das, was Bode bei der Durchführung der von ihm geleiteten documenta Ausstellungen aus finanziellen und organisatorischen Gründen immer verwehrt blieb, konnte er hier verwirklichen: dem Publikum ein breit angelegtes Spektrum an Künsten zu präsentieren.
Beim Design der gg-Ausstellungen wandte Bode das für die erste documenta entwickelte Grundmuster von dunklen oder hellen Flächen aus unterschiedlichen Werkstoffen an, kontrastiert und konturiert durch in gegensätzliche Farbgebung gehaltene, lineare Konstruktionen aus Metall oder Holz und akzentuiert durch indirekte Beleuchtung in immer neuen Variationen.

mehr über das Bauhaus Dessau
Index: Organisationen

Ansicht der Ausstellung „Malerei – Plastik – Grafik, Stipendiaten des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. stellen aus“, 1958
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Das kleine Warenbuch“, 1959
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Jazz hören – Jazz sehen“, 1961
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Jazz hören – Jazz sehen“, 1961
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Japanisches“, 1957
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Japanisches“, 1957
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „Japanisches“, 1957
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Ansicht der Ausstellung „6 Jahrtausende Geräte, Gefäße“, 1961
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Er gab den Exponaten so einen Rahmen, eine „zweite Ordnung“, wie er es nannte, durch die diese, seiner Überzeugung nach, erst wirklich zur Geltung kommen konnten.


Im Begleitheft zur letzten Ausstellung schrieb Bode, die gg sei für ihn eine „Art von Experimentierbühne“ gewesen, nicht zuletzt auch für die Gestaltung der documenta 2 und 3, und resümierte weiter:

mehr über die documenta 2
Index: Organisationen
mehr über die documenta 3
Index: Organisationen
»
Mancher Besucher wird sich erinnern, daß er hier vor unerwartete Aspekte unseres Lebens gestellt wurde und daß ihn Thema und Auseinandersetzung nachhaltig beeindruckt haben. So mag es wohl berechtigt sein, von der gg als von einem kulturellen Treffpunkt zu sprechen, von einer vernehmbaren Stimme im Kulturleben Frankfurts und darüber hinaus. Sie war Kontakt zwischen Gleichgestimmten und, im fruchtbaren Gespräch vor anschaulichen Objekten, eine Vermittlerin vertiefter Einsicht.
«
Quelle

gg 1956-1964 Gesicht einer Galerie, Ausstellung im Karmeliterkloster in Frankfurt am Main, 31.07.-10.08.1965, Begleitheft zur Ausstellung, 1965, ohne Seitenangabe.


Sie möchten zu diesem Thema beitragen oder uns etwas mitteilen? Senden Sie uns eine E-Mail.