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Birgit Jooss

Arnold Bode als Gestalter

Arnold Bode hatte bereits in den 1930er-Jahren als Innenarchitekt und Möbelgestalter gewirkt und griff diese Tätigkeit nach dem Krieg wieder auf. Er baute für große Firmen kommerzielle Messe- und Ausstellungsstände und entwarf für sie Möbel, Plakate, Kartonnagen, Tapeten, Muster für Linoleumbeläge, Dekorfolien und Stoffdrucke.

Dabei arbeitete er mit zahlreichen Firmen zusammen, darunter die Göppinger Kaliko- und Kunstleder-Werke GmbH im württembergischen Göppingen, die Tapetenfirma Rasch in Bramsche bei Osnabrück, die Korrekta-Werke GmbH in Bad Wildungen und vielen mehr, wovon auch die frühen documenta Ausstellungen maßgeblich profitierten.

Arnold Bode hatte bereits in den 1930er Jahren als Innenarchitekt und Möbelgestalter gewirkt. Durch seine Entlassung als Kunstpädagoge und den Ausschluss vom Kunstgeschehen nach 1933 war er gezwungen, bei seinen Brüdern, vor allem bei Paul Bode, anonym mitzuarbeiten. Zurückgekehrt aus Krieg und amerikanischer Kriegsgefangenschaft, griff er diese Arbeit wieder auf, um erneut seinen Unterhalt zu verdienen und seine Familie zu ernähren. Er baute für große Firmen kommerzielle Messe- und Ausstellungsstände und entwarf für sie Möbel, Plakate, Kartonnagen, Tapeten, Muster für Linoleumbeläge, Dekorfolien und Stoffdrucke.


Für die Göppinger Kaliko- und Kunstleder-Werke GmbH im württembergischen Göppingen gestaltete er sogenannte Plastics. Dies waren bedruckte Kunststoffe, die sowohl für die Raumgestaltung als auch als Bezüge für Möbel verwendet wurden. Seine Kollektion nannte er »abstracta 54«, und er pries die Möglichkeit, durch sie den Raum mit rhythmischen, farbig-dekorativen Akzenten versehen zu können.

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Arnold Bodes jüngerer Bruder;
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Einfarbige und transparente Folien ohne Dekor waren prominent auf den ersten documenta Ausstellungen zur Wandbespannung und zur Lichtfilterung eingesetzt. und führten dazu, dass die Ausstellungen durch den Fotografen Günther Becker so hervorragend dokumentiert wurden. Die Göppinger Werke hatten ihn damit beauftragt.

Chagall-Saal, göppinger plastics als raumgestaltendes Material auf der ersten documenta, 1955
© documenta archiv / Foto: Günther Becker / VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Bode entwarf ebenso für die Tapetenfirma Rasch in Bramsche bei Osnabrück. Sie war als Herausgeber der Bauhaus-Tapeten seit 1929 für ihre Nähe zur Kunst und Architektur bekannt. Auch nach dem Krieg tat sie sich durch Künstlerkollektionen hervor und lud bedeutende Vertreter der modernen Kunst zur Mitarbeit ein.

Auch als Möbelgestalter war Arnold Bode aktiv. Er zeigte seine Entwürfe 1951 auf der Constructa — der in Hannover ins Leben gerufenen, ersten bedeutenden, internationalen Bauausstellung. Er hatte sie für den von ihm entworfenen Ausstellungsstand der Schaumgummi produzierenden Korrekta-Werke GmbH aus Bad Wildungen hergestellt. 1952 war er auf der Kölner Möbelmesse mit drei Modellen vertreten. Es folgte 1956 die Möblierung und Gestaltung des Deutschen Pavillons auf der XI. Triennale in Mailand. Immer wieder griff er auf erfolgreiche Formen zurück und wandelte Ideen anderer für seine Bedürfnisse um.

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Arnold Bodes Privatwohnung in den 1950er-Jahren mit von ihm gestalteten Möbeln

© documenta archiv / Foto: Günther Becker

Ludwig Mies van der Rohe: Barcelona-Sessel 250, 1929

© VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Dieses Vorgehen bezeugt schlüssig der scherzhaft »Mies-van-der-Bode« genannte Sessel. Der Entwurf lehnte sich an die Formen des »Barcelona Chair« von Mies van der Rohe aus dem Jahr 1929 an, ohne ihn exakt zu übertragen. Bode nannte dies »zweckbewußtes, phantasievolles Experimentieren«. Seine Möbelentwürfe sind jedoch nie über den Status der Kleinserie oder des Unikates hinausgelangt.

Möbelentwurf von Arnold Bode, der sogenannte "Mies-van-der-Bode-Sessel"
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

Vor allem als Messebauer tat sich Bode erfolgreich hervor. Für die Göppinger Kaliko- und Kunstleder-Werke entwarf er 1952 den Stand auf der Düsseldorfer Kunststoffmesse, was ihm internationale Anerkennung im Messebauwesen einbrachte. Weitere Auftraggeber waren ab Anfang der 1950er Jahre die Elektrowerke Stemag, die Jenaer Glaswerke Schott und Genossen, Thomas Porzellan und Pott-Bestecke, die sich Stände von Bode für diverse Messen bestellten. Höhepunkt war 1957 die Verleihung der Goldmedaille für die Architektur des Deutschen Pavillons der XI. Mailänder Triennale.
Ab 1961 beriet Bode auch die Firma Rosenthal AG in Selb in künstlerischen Fragen.

Blick in den von Arnold Bode gestalteten Deutschen Pavillon auf der XI. Mailänder Triennale, 1957
© documenta archiv / Fotograf unbekannt

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