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Verena Bornmann

Primärfarben und -formen beim Bauhaus

Die Bauhäuslerinnen und Bauhäusler beschäftigten sich ausgiebig mit Primärfarben und -formen und ordneten diese, anhand von bestimmten Eigenschaften, jeweils einander zu.

Der Künstler und Bauhaus-Lehrer Wassily Kandinsky, der auch prominent auf den frühen documenta-Ausstellungen vertreten war, gilt als Begründer dieser Farb-Form-Zuordnung, die er mit seinen Studentinnen und Studenten testete. Inzwischen sind das gelbe Dreieck, der blaue Kreis und das rote Quadrat wohl unverwechselbar mit dem Bauhaus verbunden.

Denkt man an Bauhaus, so kommt man wohl nicht um die typischen Primärfarben Blau, Rot und Gelb, sowie die Primärformen Dreieck, Kreis, Quadrat herum. Die Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler der Bauhaus-Schule beschäftigten sich intensiv mit den Beziehungen der Formen und Farben untereinander.
Vor allem ihr Zusammenspiel spielte bei vielen Bauhaus-Lehrenden, darunter dem russischen Maler Wassily Kandinsky, eine wesentliche Rolle. Vorbild war wohl vor allem die Farbenlehre von Johann Wolfgang von Goethe.

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Johann Wolfgang von Goethe: Farbenkreis zur Symbolisierung des "menschlichen Geistes- und Seelenlebens", 1809

Johann Wolfgang von Goethe: Farbenkreis zur Symbolisierung des "menschlichen Geistes- und Seelenlebens", 1809

© Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum, Foto: David Hall

Wassily Kandinsky, der später auch prominent auf den frühen documenta Ausstellungen vertreten war, nahm die charakteristische Farb-Form-Zuordnung vor, die noch heute Markenzeichen des Bauhauses ist. Er ging von einer gewissen Wirkung von Farben aus und unterschied Farben nach Wärme- und Kältegrad sowie Helligkeit und Dunkelheit.2/9, 4/9, 9/9
Er sprach den Farben bestimmte Eigenschaften zu und bezeichnete beispielsweise die Farbe Gelb als exzentrisch und hervortretend und — im Gegensatz dazu — die Farbe Blau als konzentrisch und zurückweichend. Gelb wurde als warm, Blau dagegen als kalt eingestuft. Die Farbe Rot liegt — nach Kandinsky — zwischen den Farben Blau und Gelb und wurde daher als mittelwarm eingeordnet.

Den Grundfarben Gelb, Blau und Rot ordnete er die Grundformen Dreieck, Kreis, Quadrat zu. Gelb wurde dem Dreieck zugewiesen, da die spitzwinklige Form ebenfalls als warm empfunden wurde. Je spitzer die jeweilige Form, desto wärmer — so Kandinskys Theorie — und je stumpfer der Winkel der jeweiligen Form desto kälter. Die Kreisform erhielt daher die Farbe Blau, da der Kreis keinerlei Winkel aufweist und somit als kalte Form eingestuft wurde. Das rechtwinklige Quadrat, nicht so spitzwinklig wie das Dreieck, jedoch auch nicht winkellos wie ein Kreis, wurde also mit der Farbe Rot kombiniert.

Diese Zuweisung erfolgte aufgrund des eigenen subjektiven Empfindens Kandinskys und sollte empirisch mittels eines am Weimarer Bauhaus ausgeteilten Fragebogens bewiesen werden. Wenngleich diese Farb-Form-Zuordnung auf keinerlei wissenschaftlichen Belegen fußte, übernahm die Mehrheit der Studierenden ebenfalls seine Einordnung. Dies könnte jedoch mitunter an der Formulierung des Fragebogens und an dem Ort der Befragung gelegen haben: nämlich am Bauhaus selbst, an dem die Theorie gelehrt wurde. Insofern war die Maßnahme nicht ganz einflussfrei. Heutzutage würden wohl nicht mehr die gleichen Ergebnisse erzielt werden wie damals.
Auch die Gestalter des Erscheinungsbildes der frühen documenta Ausstellungen griffen immer wieder — ob als bewusste oder unbewusste Referenz auf das Bauhaus — auf die Primärfarben zurück3/9.

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