Den ursprünglichen Impuls zu dieser Arbeit hatte Brian Jungen bereits 2004 als er die Geschichte der Statue des Little Brown Dog im Londoner Battersea Park las und diesen Ort in Vorbereitung seiner Ausstellung in der Tate Modern besuchte.
Little Brown Dog war 1903 an den Folgen illegaler Tierversuche gestorben, die das University Collage London an ihm und weiteren 232 Hunden vorgenommen hatte. Diese wurden von zwei schwedischen Medizinstudentinnen und Tierrechtlerinnen aufgedeckt und die verantwortlichen Ärzte angeklagt, ohne jedoch verurteilt zu werden. Als Reaktion hierauf ließen sie 1906 die Statue des Little Brown Dog errichten und lösten die Browndog-Affäre aus, die zur Entfernung der Statue im Jahr 1910 führte. Erst 1985 wurde diese an gleicher Stelle wiedererrichtet.
Ludwig Mies van der Rohe:
Barcelona Stuhl 250, 1929
© VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Brian Jungens künstlerische Arbeiten kommentieren kulturelle und soziale Fragen, verbinden diese mit Massen- und Konsumgütern, die oft das Ausgangsmaterial seiner Skulpturen und Installationen darstellen. In dieser Verbindung sind sie als Analyse der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation zu lesen.
So erinnert die Formgebung mancher Objekte des Parkours des »Dog Run« der documenta 13 deutlich an Ludwig Mies van der Rohes Barcelona Chair. Designed im Jahr 1929 wurde dieser Stuhl zu einer Bauhaus-Ikone und zu einem der bekanntesten Objekte des letzten Jahrhunderts. Wie viele andere Bauhaus-Möbel ist der Barcelona Chair zu einem Verkaufsschlager für eine finanzkräftige Käuferschicht gewachsen, die sich mit Design-Klassikern gesellschaftlichen Status zu sichern glaubt.
Jungen allerdings dechiffriert diese Weltmarke und thematisiert zugleich globalen Kapitalismus, wenn er Gebrauchsgegenstände, Konsumgüter oder industrielle Produkte als Ausgangsmaterialien für seine Arbeiten nutzt. In Kombination mit dem Auslauf-Parkour für Hunde kann die Arbeit »Dog Run« als Analyse gesellschaftlicher Praktiken und schließlich als übergeordnete Kulturkritik gelesen werden.