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Bauhaus Dessau

 

Bereits 1924 erhielt das Architekturbüro Gropius in Dessau den städtischen Auftrag zur Planung eines gemeinsamen Gebäudes für die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Dessau und das Bauhaus. Nach dem Umzug des Bauhauses im Frühjahr 1925 und bis zur Gebäudeeröffnung am 4. Dezember 1926, fand der Unterricht an verschiedenen Orten Dessaus statt.


Das Bauhaus erlebte einen neuen Aufschwung, der mit akademischer Anerkennung und der Änderung des Schulsystems einher ging: Nun hieß die Schule „Bauhaus – Hochschule für Gestaltung“. Die Absolvent/innen erhielten anstelle eines Gesellenbriefes ein Diplom, das den Stand ihrer Ausbildung kundgab; die Meister der Hochschule wurden fortan Professoren genannt. Gropius folgten, bis auf Gerhard Marcks, alle damaligen Meister des Bauhauses aus Weimar nach Dessau: Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Georg Muche und Oskar Schlemmer. Sie zogen alle in die von Gropius entworfenen Meisterhäuser. Eine weitere Neuerung ergab sich für den Lehrplan: Die am Industriedesign orientierten Unterrichtsstunden erhielten gegenüber den künstlerischen Fächern eine größere Bedeutung. Ebenfalls der Stil der corporate identity gewann durch die sich in Dessau festigende Kleinschreibung an Modernisierung und Markenimage. Weiterhin führte die Gründung einer sogenannten Bauhaus GmbH zur Beteiligung der Studierenden am Gewinn der von ihnen entwickelten Produkten.


Aufgrund der Weltwirtschaftskrise hatte das Bauhaus auch mit negativen Außeneinwirkungen seitens der Öffentlichkeit zu kämpfen. 1928 übergab Gropius seine Position als Direktor an den Architekten Hannes Meyer. Mit dessen Übernahme wurde das Bauhaus Dessau konsequenter unter der sozialpolitischen Leitlinie „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ ausgerichtet. 1930 wurde Hannes Meyer aufgrund angeblicher „kommunistischer Machenschaffen“ entlassen. Seinem Posten folgte Ludwig Mies van der Rohe, der letzte Direktor des Bauhauses. Er trat für die stärkere Aktivierung der Architekturlehre an der Schule ein. 1932, unter der mehrheitlichen Machtergreifung der NSDAP in Sachsen-Anhalt, wurde das Bauhaus Dessau von staatlicher Seite aufgelöst.